Beratungsstelle Extremismus: FAQs

Helpline: 0800 2020 44

FAQs

 

  • Sektion: Beratung

    • Artikel: Für wen ist die Beratungsstelle Extremismus zuständig?

      Alle Personen, die in ihrem Umfeld (persönlich, familiär, beruflich, …) mit dem Thema Extremismus konfrontiert sind, können sich an die Beratungsstelle Extremismus wenden.

    • Artikel: Was tun, wenn jemand an Verschwörungstheorien glaubt?

      Wenn der Vater denkt, die Welt werde von Reptiloiden beherrscht oder die Schwester ihr Kind nicht mehr aus dem Haus gehen lässt, weil sie Angst hat vor einem Pädophilen-Ring, dann sind Angehörige oft verzweifelt.

      Auch wenn es mitunter schwerfällt: Bleiben Sie wertschätzend und sachlich. Behandeln Sie die Person mit Respekt, werten Sie das Gegenüber nicht ab, indem Sie Worte wie “irr”, “absurd” oder “Covidiot” verwenden.

      Versuchen Sie nicht, die Person mit Argumenten zu überzeugen – das gelingt in den seltensten Fällen und führt im Gegenteil eher zu Abwehrhaltungen.
      Diskutieren Sie nicht über einzelne Verschwörungserzählungen, sondern fragen Sie nach generellen Werthaltungen und Weltanschauungen. Sprechen Sie auch über Ihre eigenen Werte und Weltanschauungen.

      Fragen nach den Quellen von Verschwörungstheorien können hilfreich sein: Gibt es weitere Belege für die Theorie? Welche weiteren Informationen werden von der Seite verbreitet? Gibt es einen Verfasser/eine Verfasserin der Theorie?

      Zeigen Sie Interesse für die individuellen Geschichte der betroffenen Person: Was steckt hinter der Hinwendung zu Verschwörungserzählungen? Gibt es etwas, wovor die Peron Angst hat? Fühlt sie sich benachteiligt oder ungerecht behandelt? Welche Funktion könnte die Verschwörungserzählung haben?

      Beziehen Sie Position gegenüber abwertenden Tendenzen einer Verschwörungstheorie oder einer Gruppierung. Benennen Sie antisemitische oder rechtsextreme Tendenzen.
      Ziehen Sie Grenzen. Wenn eine Diskussion zu keinem Ergebnis führt, kann es sinnvoll sein, das Thema generell zu meiden.

      Suchen Sie Unterstützung: 0800 2020 44 oder office@beratungsstelleextremismus.at

      Mehr zum Thema:

      Handreichung „Umgang mit Verschwörungserzählungen in der eigenen Familie“

      Themenbeitrag: Verschwörungstheorien

      Themenbeitrag: Rechtsextreme Mobilisierung im Rahmen der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen

      Podcast zu Verschwörungstheorien

       

    • Artikel: Welchen Ansatz verfolgt die Beratungsstelle Extremismus in der Beratung?

      Unsere Beratung erfolgt ressourcen- und lösungsorientiert. Die Ratsuchenden werden grundsätzlich als ExpertInnen für sich und ihre Lebensgestaltung gesehen, die Stärken und Fähigkeiten zur Lösung ihrer Probleme haben.

      In den Beratungsgesprächen geht es darum, Ressourcen (eigene und die der Umwelten), die in einer schwierigen Situation oftmals nicht wahrgenommen werden, aufzudecken und wieder nutzbar zu machen.

      Die Beratung ist prozessorientiert, gemeinsam werden die Schritte, die zu einer gewünschten Veränderung führen sollen, erarbeitet.

      Wir arbeiten mit dem gesamten sozialen Umfeld. Personen, die mit extremistischen Bewegungen sympathisieren, stabilisieren sich oft über die Ideologie, die ihnen eine klare Orientierung gibt. Wir setzen deshalb nicht bei der Dekonstruktion der Ideologie an, sondern an der affirmativen Ebene, am Emotionalen. Dabei arbeiten wir mit Angehörigen und nahen Bezugspersonen zusammen. Dort ist die emotionale Beziehung zwar da, aber erfahrungsgemäß durch den Radikalisierungsprozess gestört.

      Manchmal ist die familiäre Situation auch ein Mitauslöser dafür, dass sich jemand einer extremistischen Gruppierung angeschlossen hat. Immer aber ist sie ein Teil der Lösung. Wir versuchen gemeinsam zu eruieren, welche Konflikte es vielleicht in der Familie oder dem sozialen Umfeld gibt.

      Prinzipiell geht es darum, heraus zu finden, welche Bedürfnisse bzw. Probleme dem Radikalisierungsprozess zu Grunde liegen könnten. Gemeinsam erarbeiten wir Möglichkeiten, das Selbstwertgefühl der betroffenen Personen zu stärken. Es geht um alternative Beziehungsangebote und Perspektiven.

      Wir arbeiten mit unterschiedlichen Professionen zusammen und verbinden verschiedene Hilfssysteme (PsychologInnen,  LehrerInnen, BewährungshelferInnen,  JugendarbeiterInnen und viele mehr).

    • Artikel: Wie komme ich zu einem Beratungsgespräch?

      Die Beratung bei der Beratungsstelle Extremismus kann telefonisch oder persönlich erfolgen. Die Beratungsstelle Extremismus berät Personen aus ganz Österreich. Unsere Helpline unter 0800 20 20 44 ist  werktags von Montag bis Freitag von 10:00 – 15:00 erreichbar.
      Der Anruf ist kostenlos.

      Alternativ ist die Beratungsstelle Extremismus  via WhatsApp erreichbar: +43 6607145030

      Oder Sie senden uns eine E-Mail: office(AT)beratungsstelleextremismus.at

      Für ein persönliches Beratungsgespräch in unserer Beratungsstelle in Wien vereinbaren Sie bitte einen Termin. Persönliche Beratungsgespräche sind ebenfalls kostenlos.

    • Artikel: Was kosten die Beratungsangebote der Beratungsstelle Extremismus?

      Die Beratung durch unsere BeraterInnen ist kostenlos.

    • Artikel: Gibt es mehrsprachige Beratung?

      Ja, unsere Berater*innen sprechen auch Englisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Italienisch und Türkisch. Bei Bedarf von Beratung in einer anderen Sprache können Dolmetscher*innen hinzugezogen werden.

    • Artikel: Wer sind die Berater*innen?

      Unser multiprofessionelles Berater*innen Team besteht aus Frauen* und Männern* mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen (Psychologie, Psychotherapie, Erwachsenenbildung, Soziale Arbeit, Sozialpädagogik, Antirassismus-Arbeit).

       

    • Artikel: Wie vertraulich ist die Beratung?

      Wir behandeln Ihr Anliegen vertraulich und geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Nur im Ausnahmefall, wenn wir im Laufe des Gesprächs davon ausgehen müssen, dass jemand eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt, müssen wir die Sicherheitsbehörden informieren. Das geschieht erst, nachdem alle Hinweise sehr sorgfältig überprüft worden sind und immer mit Ihrem Wissen.

    • Artikel: Nimmt die Beratungsstelle Kontakt mit Jugendlichen auf, die sich radikalisieren?

      Unsere Berater*innen unterstützen Sie als Eltern, Angehörige, Freund*innen, Lehrer*innen und andere Multiplikator*innen dabei, den Kontakt zu Ihrem Kind, dem Schüler, der Schülerin oder dem Freund, der Freundin aufrecht zu erhalten. Sie zeigen Wege auf, wie Sie sich verhalten können und begleiten Sie in dieser schwierigen Situation mit professioneller Hilfe.

      Wir nehmen dann Kontakt mit dem/der Jugendlichen auf, wenn das alle Beteiligten wollen und es für den Beratungsprozess sinnvoll ist.

      Wir arbeiten auch eng mit der Offenen Jugendarbeit zusammen und vermitteln Ansprechpersonen und Kontaktmöglichkeiten.

    • Artikel: Was passiert, wenn ich die Beratung abbrechen möchte?

      Sie können die Beratung jederzeit abbrechen. Es ist auch möglich, die Beratung zu unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder Kontakt zur Beratungsstelle aufnehmen.

    • Artikel: Wie lange dauert die Beratung?

      Es gibt keinen festen Zeitraum für die Dauer einer Beratung. Manchmal kann schon das erste Gespräch helfen, wichtige Fragen zu klären und Unsicherheiten zu beseitigen. Manchmal können Beratungs- und Betreuungsprozesse auch mehrere Monate dauern.

    • Artikel: Gibt es persönliche Beratungsgespräche auch außerhalb von Wien?

      Wir arbeiten mit Familienberatungsstellen und Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit sowie anderen Beratungseinrichtungen zusammen. Mit einigen Familienberatungsstellen kooperieren wir regelmäßig.

      Abhängig von ihrer Fragestellung und ihren Bedürfnissen bemühen wir uns, eine geeignete Beratungsstelle für Sie zu finden.

    • Artikel: Kann ich mich auch als Jugendliche/r an die Beratungsstelle Extremismus wenden?

      Das kannst du. Und zwar:
      • wenn du Fragen zum Thema Extremismus hast
      • wenn sich ein Freund/eine Freundin von dir entfernt oder sich plötzlich irgendwie komisch verhält und du Sorge hast, er/sie könnte sich einer extremistischen Gruppierung angeschlossen haben
      • wenn du unsicher bist, ob die Clique, in der du unterwegs bist, extremistisch ist und du nicht weißt, wie du dich verhalten sollst
      • wenn du aus einer extremistischen Gruppierung aussteigen willst und nicht weißt wie

      Eine Kontaktaufnahme ist anonym (ohne, dass du deinen Namen nennen musst) möglich über die aus ganz Österreich kostenfreie Helpline unter der Telefonnummer 0800 20 20 44, per E-Mail unter: office@beratungsstelleextremismus.at, per Post: bOJA – Beratungsstelle Extremismus, Lilienbrunngasse 18/2/47, 1020 Wien oder per SMS: 0660/6338944

    • Artikel: Was, wenn ich aus einer extremistischen Gruppierung aussteigen will?

      Unsere Berater*innen begleiten Personen, wenn sie Zweifel an der extremistischen Ideologie haben und/oder sich von einer extremistischen Gruppierung abwenden wollen.

      • Wir bieten persönliche Gespräche und begleiten bei der Bearbeitung der Vergangenheit in der extremistischen Gruppierung (dies schließt auch begangene Straftaten mit ein)
      • Wir unterstützen dabei, die extremistische Weltanschauung zu überwinden.
      • Wir arbeiten gemeinsam mit Ausstiegswilligen an alternativen Lebensperspektiven, an der Neugestaltung von persönlichen Beziehungen und der Neuorientierung im Alltag (Wohnung, Schule, Beruf).
      • Wir vermitteln je nach Bedarf zu weiteren Hilfsangebote wie Therapiemöglichkeiten oder Jobcoaching.
      • Wir beraten in rechtlichen Fragen und in Fragen der Sicherheit.
      • Wir arbeiten eng mit anderen Systemen zusammen (Justiz, Bewährungshilfe, Beratungsstellen).
      • Unsere Beratung ist kostenfrei, anonym und vertraulich. Wir geben Daten an Dritte nur mit dem Einverständnis und Wissen unserer Klient*innen weiter.

      Eine Kontaktaufnahme ist möglich über die Helpline der Beratungsstelle Extremismus unter
      0800 20 20 44 , per E-Mail unter: office@beratungsstelleextremismus.at, per WhatsApp: 43 660 7145030 oder per Post:
      bOJA – Beratungsstelle Extremismus, Lilienbrunngasse 18/2/47, 1020 Wien

    • Artikel: Unterstützt die Beratungsstelle Personen, die sich im Ausland einer extremistischen Gruppierung angeschlossen haben?

      Die Beratungsstelle unterstützt Rückkehrer*innen und deren Angehörige. Wir stellen Kontakte zu österreichischen Behörden und Organisationen her und helfen bei der Informationsbeschaffung. Wenn Personen wieder zurück in Österreich sind, begleiten wir sie mit persönlichen Gesprächen und helfen, alternative Lebensperspektiven abseits der Ideologie zu entwickeln. Dazu gehört es auch, sich mit der extremistischen Vergangenheit auseinander zu setzen.

    • Artikel: Bekomme ich Hilfe, wenn ich befürchte, dass mein Kind in eine extremistische Szene abgleitet?

      Die Beratungsstelle Extremismus hilft Eltern, Großmüttern, Geschwistern und anderen Bezugspersonen, wenn sie Sorge haben, dass sich jemand in ihrem Umfeld in einer extremistischen Szene befindet. Wir analysieren gemeinsam die Situation und arbeiten daran, Handlungsoptionen zu erschließen. Der ressourcenorientierte Beratungsansatz der Beratungsstelle Extremismus versucht Eltern und das soziale Umfeld in schwierigen Situationen in ihren bestehenden Stärken und Fähigkeiten zu bekräftigen – nach dem Motto: Beziehung vor Erziehung und Beziehung vor Bildung. Nur wer die Beziehung zum/zur Betroffenen aufrecht erhält bzw. wieder herzustellen versucht, kann eine Alternative zur extremistischen Akteur*innen sein.
      Wir unterstützen Angehörige auch, wenn es darum geht, dass sich jemanden aus einer extremistischen Szene lösen möchte.

    • Artikel: Was, wenn mir im beruflichen Umfeld Extremismus begegnet?

      In sogenannten Fachberatungen arbeiten die Berater*innen der Beratungsstelle Extremismus mit den Fragestellenden gemeinsam an der Konkretisierung der Fragestellung, an unterschiedlichen Sichtweisen und Hintergründen und unterstützen bei der Klärung von Aufgaben, Kompetenzen und möglichen Handlungsschritten. Wir stimmen unsere Fachberatungen auf individuelle Bedürfnisse und Problemlagen ab. Im Bedarfsfall bieten wir auch Fachberatungen für gesamte Teams an.

    • Artikel: Gibt es Beratung auch online?

      Ja, die Beratungsstelle Extremismus bietet auch online-Beratungsgespräche an. Wir verwenden dazu unterschiedliche Videokommunikations-Tools.

      Bitte wenden Sie sich, an die Helpline unter 0800202044, um einen Termin zu vereinbaren.

    • Artikel: Unterstützt die Beratungsstelle bei pädagogischen Konzepten?

      Wir begleiten Teams längerfristig bei der Bearbeitung spezifischer Fragestellungen und der Entwicklung pädagogischer Konzepte und Projekte, vor allem auch im digitalen Raum (Video-Projekte, Social Media-Kampagnen). Online-Lebenswelten verschränken sich immer mehr, sodass Angebote im digitalen Raum an Bedeutung gewinnen.

  • Sektion: Definition und Merkmale

    • Artikel: Was ist unter Extremismus zu verstehen?

      Der Begriff Extremismus geht auf das lateinische Wort „extremus“, das heißt „der Äußerste“, zurück und bezieht sich auf Weltanschauungen, Ideen oder Handlungen außerhalb der so genannten „Norm“.
      Als Extremismen werden im Allgemeinen politische Ideologien verstanden, die den Werten und Überzeugungen einer Gesellschaft diametral entgegenstehen, die also am äußersten Rande der Gesellschaft verortet sind. Was jedoch die jeweiligen Werte, also die „Norm“, ausmacht, auf die sich eine Gesellschaft geeinigt hat, hängt vom historischen, politischen, sozialen und globalen Kontext ab.

      Die Bereitschaft, die eigenen Ideen mit Gewalt durchzusetzen, gilt als ein Merkmal extremistischer Gruppierungen.

      Neben der Gewaltbereitschaft gibt es folgende Gemeinsamkeiten, die sich in vielen extremistischen Ideologien wiederfinden:
      • Absolutheitsanspruch
      • Dichotomes Weltbild
      • Freund – Feind Schema
      • Verschwörungstheorien
      • Fanatismus
      • Autoritarismus
      • Eine Gemeinschaft, unter die sich der/die Einzelne unterzuordnen hat

    • Artikel: Was ist unter Radikalisierung zu verstehen?

      Radikalisierung wird als jener Prozess bezeichnet, der zur Entwicklung extremistischer Weltanschauungen führt. Radikalisierung ist ein Prozess, der selten linear verläuft und stets mehrdimensionale Ursachen hat. Dieser Prozess verläuft bei jeder Person unterschiedlich.
      Es gibt keine Checkliste, die es abzuhaken gilt, um Radikalisierung festzustellen. Dennoch gibt es Muster, die immer wieder auftauchen. Bei Jugendlichen geht es oft um ein Bedürfnis nach Orientierung in einer komplexen Welt, einem Protest gegen Ungerechtigkeit und einem Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe und Gemeinschaft.

      Das Wort „radikal“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich Wurzel (radix). Es wurde im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Zusammenhängen verwendet.
      Radikalisierung wird als Prozess verstanden und je nach Kontextualisierung unterschiedlich definiert. Im 19. Jahrhundert beispielsweise war „Radikalismus“ das Motto liberaler Reformer_innen, während im 20. Jahrhundert oft marxistische Revolutionär_innen als Radikale galten.
      Im Kontext ihrer jeweiligen Zeit wurden radikale Personen(-gruppen) immer auch als extremistisch bezeichnet. Im historischen Kontext haben einige Forderungen von so genannten Extremist_innen Frauen- und Menschrechte in den Bereichen Wahlrecht, Arbeitsrecht, Sozial- und Gesundheitsrecht weiterentwickelt und somit wesentlich zur Demokratiebildung beigetragen

    • Artikel: Woran kann ich erkennen, dass sich jemand radikalisiert?

      Es gibt keine Checkliste von Anzeichen, die auf eine extremistische Geisteshaltung schließen lassen. Folgende Verhaltensweisen können jedoch auf einen Prozess der Radikalisierung hinweisen:

      • Er/sie ändert seine/ihre Lebensweise (z.B. Ess- und Schlafgewohnheiten, Hobbys, Kinobesuche, Sport) deutlich.
      • Er/sie schränkt den Kontakt mit bisherigen Freund_innen ein oder zieht sich ganz von seinem/ihrem bisherigen Umfeld zurück.
      • Er/sie besucht häufig einschlägige Seiten und Foren im Internet.
      • Er/sie hört nur mehr einschlägige Musik (in der rechtsextremen Szene Bands wie Landser, Radikhal, Stahlgewitter, im dschihadistischen Milieu Naschids)
      • Er/sie wird zunehmend aggressiv, wenn es um die eigene politische Überzeugung oder die eigene Religion geht.
      • Er/sie gibt offen rassistische und/oder antisemitische Äußerungen von sich und verherrlicht den Einsatz von Gewalt.

      Da jede Radikalisierungsgeschichte einzigartig ist und komplexe Ursachen hat, muss vor einer Schlussfolgerung die Situation der Betroffenen und ihrer sozialen Umgebung eingehend analysiert werden.
      Aussagen oder Verhaltensweisen eines (jungen) Menschen, die problematisch erscheinen und eine Radikalisierung vermuten lassen, müssen zunächst immer in einen Kontext gesetzt werden.

      Wenn Sie unsicher sind, wenden Sie sich an die Helpline unter 0800 2020 44 oder schicken Sie uns eine E-Mail unter: office@beratungsstelleextremismus.at

    • Artikel: Wodurch wird Radikalisierung begünstigt?

      Jugendliche am Weg zum Erwachsenwerden suchen nach Antworten: Wohin gehöre ich? Wo kann ich etwas bewirken? Warum gibt es so viel Unrecht auf der Welt? Es ist ein Prozess der Identitätssuche und der eigenen Verortung, der auch mit der Suche nach Aufmerksamkeit, Provokation und Rebellion verbunden sein kann. Radikalisierung ist jedoch kein Phänomen der Jugend alleine, sondern auch Erwachsene können sich in Zeiten der Krise und Sinnsuche extremistischen Gruppierungen zuwenden.

      Es gibt kein klares Profil in Richtung Radikalisierung. Folgende Muster lassen sich jedoch beobachten:

      • Der Anschluss an eine extremistische Gruppierung kann zu einer Stabilität der Persönlichkeit beitragen.
      • Gewaltaffinität kann von der extremistischen Gruppierung kanalisiert werden und die extremistische Ideologie als Rechtfertigung für delinquentes Verhalten dienen.
      • Die extremistische Ideologie kann ein Mittel zur Provokation sein, indem Symbole, Gesten und Sprache extremistischer Gruppierungen verwendet werden.
      • Aus einer politischen Überzeugung kann eine extremistische Ideologie werden, für die man bereit ist zu kämpfen.

      Häufig steht ein Entfremdungsprozess zu Beginn eines Radikalisierungsprozesses. Die betroffenen Personen sind mit sich selbst unzufrieden, haben Misserfolge erlebt, fühlen sich ausgegrenzt. Neben dem Identitätsangebot extremistischer Gruppierungen, dem Gefühl zu einer Gemeinschaft zu gehören, in der man akzeptiert wird, geht es auch um Selbstwirksamkeit, die Erfahrung, dass das eigene Handeln eine Wirkung hat.

    • Artikel: Was kann ich tun, wenn mein Kind extremistische Ansichten vertritt?

      Auch wenn die Jugendlichen die Lebensweise der Eltern abwerten und alles in Frage stellen, sollten sich Eltern und andere Bezugspersonen bemühen, ruhig und überlegt zu bleiben. Es ist wichtig, nicht gleich in Panik zu verfallen, nicht zurück zu weichen, wenn provoziert wird, sondern zu versuchen, in Beziehung zu bleiben und über Empathie in ein vertrauensvolles Gespräch zu kommen.

      Wesentlich ist es dem Kind zu vermitteln, dass es geliebt wird – unabhängig von seinen Einstellungen. Die Eltern sollten Interesse an den Meinungen und Erlebnissen ihrer Kinder zeigen, offene Fragen stellen und mit ihren Kindern über ihre Überzeugungen sprechen.

      Die Ablehnung extremistischer Sichtweisen kann sehr wohl klar zum Ausdruck gebracht werden, sich jedoch auf religiöse Debatten bzw. rechtspopulistische Sichtweisen einzulassen, ist selten sinnvoll. Die ideologische Einstellung des Sohnes/der Tochter darf nicht zum Mittelpunkt der Beziehung werden.

      Hilfreich sind Angebote für positive gemeinsame Erlebnisse mit der Familie und Freund_innen außerhalb der extremistischen Szenen. Die Eltern sollten sich ernsthaft darum bemühen, die Veränderungen zu verstehen und zwar aus der Perspektive der Tochter oder des Sohnes. Strafen oder Verbote sind meistens kontraproduktiv und führen eher dazu, dass sich die Jugendlichen immer weiter entfernen.

      Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie nicht mehr weiter wissen! Wenden Sie sich an die Helpline unter 0800 2020 44 oder schicken Sie uns eine E-Mail unter: office@beratungsstelleextremismus.at

    • Artikel: Woran kann ich erste positive Veränderungen bemerken?

      Die Veränderung passiert nicht plötzlich, sondern nach und nach. Erste Erfolge können sein, dass Ihr Kind, Ihr Freund, Ihre Freundin oder Ihr Schüler, Ihre Schülerin wieder mehr von sich erzählt, offener wird, wieder den Kontakt zu alten Freund*innen aufnimmt, sich wieder für die Schule/den Job interessiert oder erste Zweifel an der extremistischen Ideologie äußert.

  • Sektion: Rechtliches und Meldemöglichkeiten